Als Fotograf selbstständig machen

Als Fotograf selbstständig machen

Viele Fotografen möchten ihr Hobby zum beruf machen. Doch automatisch stellt sich die Frage: Ist es ratsam, diesen Schritt zu gehen?

Fotografieren ist ein tolles Hobby. Es bereitet Freude und man kann seine kreative Ader in vollen Zügen ausleben. Einige Fotografen finden nach einiger Zeit heraus, dass sie mehr aus ihrem Hobby machen möchten. Der Wunsch nach Selbstständigkeit wächst. Doch automatisch stellt sich die Frage: Ist es ratsam, diesen Schritt zu gehen? Und was benötigt man? Diese Punkte solltest du kennen:

Mit oder ohne Ausbildung durchstarten?

Fotografieren ist ein freies Gewerbe. Das bedeutet, dass eine Ausbildung in diesem Bereich keine Pflicht ist und quasi jeder diesen Beruf ausüben kann, sofern er in der Lage ist, eine Kamera zu halten. Das ist auch der Grund, warum sich jeder als Fotograf bezeichnen darf, unabhängig davon, ob er dieses Handwerk beherrscht oder nicht. Einen gemeinsamen Qualitätsstandard gibt es nicht. Viele handeln frei nach dem Motto: Kunst ist, was gefällt. Ein Blick auf den Markt zeigt, dass auch "schlechte" Aufnahmen Anklang bei vielen Kunden finden. Doch natürlich ist es sinnvoll, wenn du mehr als nur die Bedientasten des eigenen Fotoapparates kennst. Denn schließlich möchtest du dich von der Masse abheben und Qualität liefern. Ein künstlerisches Grundgespür, der Sinn für Ästhetik und ein Hauch von Kreativität sind die Bausteine, welcher jeder selbstständige Fotograf mitbringen sollte. Ob mit oder ohne Ausbildung: Lernen und Ausprobieren ist immer wichtig.

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Die Vor- und Nachteile der Ausbildung

Viele Firmen bieten die Möglichkeit, den Job als Fotograf im Rahmen einer dualen Berufsausbildung zu erlernen. Neben den theoretischen Grundlagen, welche man in der Berufsschule lernt, hat man im Betrieb die Möglichkeit, dieses Wissen direkt in die Praxis umzusetzen. Ein Ansprechpartner ist fast immer in der Nähe. Die Lehre nimmt etwa 3 Jahre in Anspruch, wodurch man ausreichend Zeit hat, mit seinen Aufgaben zu wachsen. Der Nachteil: Abhängig vom Betrieb sind die Aufgaben der dort angestellten Fotografen öfters eingeschränkt. Größere Firmen beschränken sich oft auf Produkt- oder Werbefotografie, andere fotografische Bereiche werden nicht abgedeckt. Du kannst Fotografie übrigens auch im Rahmen eines Studiums erlernen.

Ohne Ausbildung beginnen

"Learning by Doing" lautet hier die Devise. Unabhängig vom Alter und der Berufsausbildung kann man sich alle Kenntnisse als Fotograf selbst beibringen. Das Internet ist voll mit hilfreichen Tutorials und Schulungsangeboten. Doch Vorsicht ist da geboten. Denn auch hier darf jeder sich Coach nennen und einen kostenpflichtigen Kurs anbieten. Prüfe derartige Leistungen genau, ehe du Geld dafür ausgibst.

Viele professionelle Fotografen, vielmehr Foto-Studios, bieten zudem Praktika an, bei denen du dir weiteres Wissen aneignen kannst. Auf diese Weise kannst du auch direkt in die Welt der Selbstständigkeit hineinschnuppern. Ohne Lehre oder Studium steht dir der Weg als Fotograf frei und du kannst dich nach deinen Wünschen bzw. Vorstellungen entfalten. Andererseits ist es in diesem Fall oft schwierig, bei Bedarf einen Ansprechpartner direkt zur Hand zu haben. Hier ein paar Empfehlungen, wie du autodidaktisch lernen kannst:

  • Videos auf Youtube (und anderen Kanälen)
  • Fotografie Blogs
  • Workshops
  • Bücher
  • VHS Kurse

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Gewerbe oder Freiberuf? Wo ist der Unterschied?

Abhängig davon, welche Art der Fotografie du ausüben möchtest, musst du entweder ein Gewerbe anmelden oder aber dich als Freiberufler beim Finanzamt registrieren lassen.

Vereinfacht ausgedrückt: Eine freiberufliche Tätigkeit wird ausgeübt, wenn der Fotograf künstlerisch selbstständig agiert. Freiberufler sind einkommensteuerpflichtig, bei einem Gewerbe steht hingegen die Pflicht, Gewerbesteuer an das Finanzamt abzuführen. Ein Urteil vom Bundesfinanzhof (BFH) von 1998 besagt, dass ein Fotograf ein Gewerbe anmelden muss, wenn seine grafischen Erzeugnisse den Bedürfnissen von Auftraggebern oder für Werbezwecke dient. Ob das auf dich zutrifft, solltest du vorab mit einem Steuerberater besprechen. Dieser kann auch mögliche Fallstricke aufführen.

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Was kostet eine Gewerbeanmeldung?

Die Gebühren und Kosten für die Gewerbeanmeldungen variieren stark zwischen den Gemeinden und liegen zwischen 10 und 65 €. Um dich als Fotograf anzumelden, benötigst du nur einen gültigen Personalausweis, mit welchem du im Gewerbeamt aufschlägst und dort alle notwendigen Papiere ausfüllst. In einigen Regionen kannst du diesen Schritt auch online vornehmen.

Welche Rechtsform wählen?

Sofern du nicht mit Partnern zusammen in die Selbstständigkeit startest, wird du zuerst als Einzelunternehmer beginnen. Das hat Vor- und Nachteile. Die Vorgaben in Bezug auf die Buchhaltung sind einfach. Allerdings haftest du bei dieser Rechtsform mit deinem Privatvermögen. Dieses finanzielle Risiko könntest du beispielsweise durch eine Versicherung minimieren.

Businessplan: In jedem Fall notwendig

Gewerbe anmelden, Fotokamera auspacken und losknipsen? Ganz so einfach ist es nicht, um sich als Fotograf selbstständig machen zu können. Oder zumindest nicht, wenn du diesen Beruf längere Zeit erfolgreich ausüben möchtest. Zuerst solltest du dir einen Businessplan zurechtlegen. Hier musst du dich am Anfang damit auseinandersetzen, wo du hin willst, wer die Zielgruppe für deine Dienstleistung ist und was du anbietest, um dich von der Konkurrenz abzuheben. Ausgefüllt zeigt der Plan allfällige Schwachstellen auf und kann dabei helfen, diese auszumerzen. Auch für die Kalkulation einer möglichen Finanzierung dient der Businessplan als Grundlage.

Viele Selbstständige, welche sich vorher sich nicht Mühe beim Erstellen geben oder gar für überflüssig halten, scheitern bereits nach kurzer Zeit.

Marketing und Zielgruppe

Auch diese Frage deckt ein guter Businessplan ab. Noch bevor du mit dem Gedanken spielst, als Fotograf selbstständig zu werden, solltest du wissen, was deine Stärken sind und was dich von deinen Mitbewerbern unterscheidet. Zuerst musst du deine Zielgruppe kennen, ehe du weißt, wo du am besten Sichtbarkeit für dein Business schaffst. Ein Beispiel: Wenn dein Schwerpunkt Produktfotografie sein wird, bringt es nichts, Flyer in der Innenstadt dafür zu verteilen. Denn die Kunden für diese spezielle Nische wirst du überwiegend über andere Kanäle finden.

Optimal ist auch eine Kombination aus Internet-Marketing und klassischen (traditionellen) Werbemethoden. Das Generieren von Sichtbarkeit muss nicht teuer sein. Wichtig ist nur, dass du deine Zielgruppe über die richtigen "Wege" erreichst und mit deinem Angebot ansprichst. So wie es beispielsweise jennifercicort.ch mit ihrem Onlineauftritt eindrucksvoll gelingt.

Was hebt dein Angebot von den Mitbewerbern ab?

Das Können und dein Enthusiasmus alleine sind noch kein Garant dafür, dass du als selbstständiger Fotograf auch langfristig Erfolg haben wirst. Denn die Konkurrenz ist groß. Dir muss es gelingen, dich aus dieser breiten Masse hervorzuheben. Wenn du deine Zielgruppe kennst, kannst du an deinem Angebot arbeiten. Ein paar Möglichkeiten:

  • Markenbildung spielt auch für Fotografen eine wichtige Rolle. Dadurch schaffst du Vertrauen, kreierst einen Wiedererkennungswert und hebst dich von vielen Mitbewerbern ab. Setze dein Logo beispielsweise dezent auf deine Fotos, welche du auf den sozialen Medien veröffentlichst. Verwende es als Briefkopf auf deiner Visitenkarte, auf USB-Sticks usw. Kurz gesagt, dein Logo gehört überall dort hin, wo potenzielle Kunden es sofort sehen können.

  • Mit dem Thema "Kundenservice" kannst du definitiv punkten. Wie wäre es beispielsweise damit, dein fotografisches Angebot nicht nur für Neu-, sondern auch für Bestandskunden attraktiv zu machen? Oder biete eine kostenlose Überarbeitung älterer Fotos an ... Die Liste an Möglichkeiten ist lang. Arbeite nicht umsonst, aber sorge dafür, dass deine Kunden bei der Zusammenarbeit mit dir ein positives Gefühl haben. Eine gute Mund-zu-Mund-Propaganda ist die beste Art der Werbung, welche man haben kann.

  • Einen steten Blick auf die Mitbewerber und deren Leistung zu haben, ist sinnvoll. Aber vergleiche dich nicht mit ihnen. Deine fotografische Leistung und die Markenbildung stehen im Vordergrund. Dementsprechend solltest du das so kommunizieren, ohne beständig einen Seitenblick auf die Konkurrenz zu haben.

  • Soziale Verantwortung und das Engagement können ein Alleinstellungsmerkmal
    sein. Inwiefern deine Arbeit als Fotograf in diese Richtung geht, musst du selbst bestimmen. Vielleicht bietest du kostenlose Fotoshootings für ältere und körperlich benachteiligte Menschen an? Oder aber du engagierst dich als Fotokünstler ehrenamtlich in einem gemeinnützigen Verein.

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Den richtigen Standort finden

Mit einer Kamera bist du flexibel und in 90 % der Fälle werden zumindest Fotografen, welche Personen, Tiere oder Natur fotografieren, immer unterwegs sein. Doch gerade wenn du dich auf Menschen und Haustiere spezialisierst, solltest du verschiedene Location in petto haben. Nicht immer spielt das Wetter mit und vielleicht möchte die Familie ein traditionelles Erinnerungsfoto machen. Optimal ist es in diesem Fall, wenn du auf ein eigenes Studio zurückgreifen kannst, welches leicht erreichbar ist. Als Hochzeitsfotograf ist es auch von Vorteil, wenn du gute Orte kennst, welche dem Brautpaar zu einem unvergesslichen fotografischen Moment verhelfen.

Büroarbeit - ein notwendiges Übel

Auch als selbstständiger Fotograf kommst du nicht um die Büroorganisation herum. Neben der Buchhaltung musst du zusätzlich die Daten deiner Kunden verwalten und archivieren. Bevor du den Schritt in die Selbstständigkeit wagst, ist es sinnvoll, dich mit diesen Themen im Detail auseinanderzusetzen. Ein Steuerberater kann viel Arbeit abnehmen. Allerdings solltest du zumindest im Ansatz wissen, was dich bürotechnisch auf dich zukommt und welche Auflagen, besonders in puncto Steuern dich erwarten.

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Gut versichert

Das Thema "Versicherung" ist für Selbstständige besonders wichtig. Denn nicht nur die Ausrüstung, deren Anschaffung mitunter weit über tausend Euro gekostet hat, sollte versichert werden. Auch etwaige Personenschäden können eine hohe finanzielle Belastung für den Geldbeutel darstellen.

Betriebshaftpflichtversicherung: Diese Versicherung schützt dein Unternehmen, keine einzelne Person. Sie übernimmt Schäden an Dritten, die im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit deines Unternehmens entstehen. Sie greift bei Sach- und Personenschäden sowie den daraus resultierenden Vermögensschäden.

Kameraversicherung: Die technische Ausrüstung eines Fotografen ist relevant für sein Unternehmen. Dementsprechend wichtig ist dessen Absicherung. Ob fahrlässige Beschädigung oder Diebstahl: Eine gute Versicherung ersetzt den Neuwert der versicherten Geräte.

Tipp: Du solltest dir vorher überlegen und formulieren, welche Eventualitäten du mit einer Versicherung abdecken möchtest. Vergleiche erst dann die Angebote. Denn der Unterschied in Preis und Leistung ist oft enorm hoch.

Preiskalkulation: Was muss beachtet werden?

Ein heikles Thema für fast alle Selbstständigen. Lass dich bei der Kalkulation deines Preises nicht davon abschrecken, dass viele deiner Mitbewerber eventuell günstiger sind. Es gibt leider einige Kunden, welche ausschließlich auf den Preis achten und dein Angebot aus diesem Grund vielleicht erst gar nicht in Betracht ziehen. Lass dir davon aber keine Kopfschmerzen bereiten. Beginne lieber mit einer kleinen Gruppe von Stammkunden. Wachse langsam, aber stetig.

Diese Faktoren solltest du bei der Kalkulation eines Angebots als selbstständiger Fotograf mit einplanen:

  • Etwaige Anfahrtskosten
  • Reisekosten (Übernachtung, Spesen)
  • Miete für Technik oder Location
  • Verbrauchsmaterialien
  • Styling und Requisite
  • Kosten für Telefon, Versicherung und Büro
  • eventuell anfallende Gagen für Modelle
  • Arbeitszeit für Nachbearbeitung der Fotos

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Wie sieht der Alltag als Selbstständiger aus?

Als Fotograf die Welt bereisen, mit der Kamera in der Hand spannende Abenteuer erleben und mit berühmten Personen zu Abend essen? Nette Gedanken, welche aber nicht der Realität entsprechen. Wenn du dich dazu entschlossen hast, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen, wird deine Tätigkeit wenig mit dem Hobby "Fotograf" zu tun haben. Denn jetzt MUSST du die Erwartungshaltung deiner Motive, zumindest die der Menschlichen erfüllen. Nur zufriedene Kunden bringen Geld und mit etwas Glück auch eine Weiterempfehlung an den Freundeskreis. Folgende Punkte bestimmen überwiegend den Arbeitsalltag:

  • Planung und Organisation von Shootings
  • Fotografieren
  • Bilder sichten, sortieren und bearbeiten
  • Kommunikation mit Kunden
  • Anfragen per E-Mail, Telefon und Brief beantworten
  • Vorbesprechung mit potenziellen Kunden abwickeln
  • Angebote abgeben
  • Verträge aufsetzen
  • Rechnungen und Mahnungen schreiben
  • Buchhaltung
  • Marketing Kanäle, wie beispielsweise Webseite und Facebook, pflegen

FAQ

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Sondern ist vielmehr abhängig von deiner Arbeitszeit, von deinem geforderten Honorar, den Kunden etc. pp. Als Richtlinie dient ein Mindestsatz von 250 € für Pressefotografen pro Tag. Hochzeits- und Werbefotografen liegen bei einem Preis von ca. 1200 € pro Tag.

Abhängig davon, auf welcher Art von Fotografie dein Schwerpunkt liegt, musst du entweder ein Gewerbe anmelden oder bist Freiberufler. Wenn du überwiegend nach Kundenangaben arbeitest, wie etwa Hochzeit- oder Porträtfotografie, solltest du ein Gewerbe anmelden. Der Ermessensspielraum zwischen freiberuflich und gewerblich ist oft dünn. Wenn du auf Nummer sichergehen möchtest, rede mit einem Steuerberater über dein Vorhaben.

Geld verdienen, ohne ein Gewerbe zu besitzen, ist nicht empfehlenswert und zählt als "schwarzarbeiten". Gerade zu Zeiten von Internet ist die Gefahr groß, dass ein Mitbewerber - oder unzufriedener Kunde - dem Finanzamt einen Tipp gibt. Auch mit der Kleinunternehmerreglung kannst du das Hobby "Fotografie" ausüben, ohne dem Druck der kompletten Selbstständigkeit ausgesetzt zu sein. Kalkuliere mindestens einen Stundensatz zwischen 35 € und 60 € ein.